Fein verwobene Prozesse
Der Textilverlag Zimmer + Rohde steuert seine komplexen Abläufe mit KUMAVISION ERP
Bestellungen auf noch nicht vorhandene Ware, 110.000 Stoffrollen im Hochregallager und 800 Aufträge am Tag: Die Prozesse beim Textilverlag Zimmer + Rohde als komplex zu beschreiben ist noch eine Untertreibung. Das Unternehmen mit Sitz in Oberursel beliefert weltweit Raumausstatter und Dekorateure mit Stoffen für Kissen, Polstermöbel, Gardinen und vieles mehr. Damit bei Einkauf, Qualitätssicherung, Zuschnitt und Versand alles wie am Schnürchen läuft, setzte Zimmer + Rohde auf die Branchensoftware für die Textilindustrie von KUMAVISION.
Seit über 120 Jahren versorgt Zimmer + Rohde internationale Kunden mit Textilien von hoher Qualität und innovativem Design. Dazu kooperiert das seit vier Generationen inhabergeführte Unternehmen mit Webereien und Druckereien auf der ganzen Welt. Was sich auf den ersten Blick nach einfachem Großhandel anhört, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als filigranes Zusammenspiel ausgefeilter Prozesse. Als Zimmer + Rohde den bekannten Gardinen-Hersteller Ado Goldkante übernahm, musste dessen in die Jahre gekommene Unternehmenssoftware erneuert werden. Dies war der Auftakt zu einem dreistufigen Großprojekt. Zunächst wurde die Branchensoftware der KUMAVISION für die Textilindustrie bei Ado Goldkante eingeführt, dann folgte ein entsprechendes Update bei Zimmer + Rohde, das seine Prozesse schon zuvor mit Microsoft Dynamics gesteuert hatte. In einem dritten Schritt werden beide Unternehmen auf einer einzigen Datenbank zusammengeführt.
Qualitätskontrolle am Leuchttisch
Was in der Software alles abgebildet wurde, ist beeindruckend. Jedes Jahr stellt Zimmer + Rohde saisonale Kollektionen zusammen und produziert Muster für die internationale Kundschaft. Dann sichert sich das Unternehmen Kontingente bei den Webereien und Druckereien, die es in rund 20.000 Bestellungen über das Jahr verteilt abruft. Die Stoffe werden auf Rollen mit einer Breite zwischen 1,40 und 3 Metern und einer Länge von bis zu 70 Metern angeliefert. Im Wareneingang erhalten sie ein Barcode-Etikett, damit sie im weiteren Prozess mit Scannern eindeutig identifizierbar sind.
Eingesetzte Lösung: KUMAVISION ERP-Branchensoftware für die Textilindustrie auf Basis von Microsoft Dynamics
Herausforderung: Komplexe Prozesse im internationalen Umfeld
Besondere Effizienz: Durchgehende Abbildung der gesamten Wertschöpfungskette
Die Qualitätssicherung erfolgt nicht in Stichproben, sondern jede Rolle wird komplett abgewickelt und auf einem Leuchttisch nach Fehlern abgesucht. Mangelhafte Stellen werden im System hinterlegt, damit daraus Reklamationen für Preisnachlässe geschrieben werden können. Anschließend schneiden Mitarbeiter den Stoff in kleinere Einheiten, damit die Rollen nicht mehr so schwer und im weiteren Ablauf leichter handzuhaben sind. „Wir können aber nicht einfach irgendwo abschneiden“, berichtet Roland Renkewitz, Head of IT bei Zimmer + Rohde. Denn die Landesgesellschaften weltweit können auf den Stoff Bestellungen platzieren, noch bevor er im Lager angekommen ist. Das System berechnet die Längen der Stoffbahnen so, dass alle Bestellungen mit möglichst geringem Verschnitt bedient werden können. Anschließend kommen sie auf kleinere Rollen. Auch sie erhalten ein Barcode-Etikett, bevor Gabelstapler sie ins Hochregallager bringen. Die Gardinenstoffe von Ado Goldkante erhalten indessen noch eine Sonderbehandlung. Damit sie elegant nach unten hängen, näht das Unternehmen vor der Einlagerung Beschwerungsbänder in den unteren Saum. „Wir werden die Rollen in naher Zukunft mit RFID-Tags versehen, damit wir noch genauer wissen, wo sie sich gerade befinden“, gibt Renkewitz einen Einblick in die weiteren Planungen.
10.000 Buchungen am Tag
Rund 110.000 Rollen mit den unterschiedlichsten Textilien warten im Hochregallager auf ihre Weiterverarbeitung. An normalen Tagen laufen etwa 800 Bestellungen auf. Damit sie möglichst geordnet ablaufen, sammelt das System alle Rollen, die an diesem Tag benötigt werden. Anstatt also die Rollen Auftrag für Auftrag aus- und wieder einzulagern, holen die Gabelstapler alle benötigten Stoffe auf einmal aus dem Lager und bringen sie zu den Zuschneidetischen. Hier scannt der Mitarbeiter die angelieferte Rolle. Das System führt ihn daraufhin durch sämtliche Aufträge, die ein Stück von diesem Stoff benötigen. Erst wenn alle an diesem Tag benötigten Stoffstücke zugeschnitten sind, lässt die Software eine Wiedereinlagerung der Rolle ins Hochregallager zu. Besteht der Auftrag nur aus einem einzigen Zuschnitt, erhält der Mitarbeiter aus dem System die Freigabe für den Versand. Besteht der Auftrag aus mehreren Positionen, weist die Software dem Stoffstück einen Platz im Sortierregal zu. Erst wenn alle Stoffstücke des Auftrags dort angekommen sind, kommt die Freigabe für den Versand.
Alle Mitarbeiter werden von Barcode-Scannern durch den Prozess geführt. „Bei 10.000 Buchungen pro Tag würden wir ansonsten den Überblick verlieren“, erklärt Renkewitz. Der Versand erfolgt innerhalb Europas direkt an den Kunden. Bei Lieferungen nach Übersee werden die Bestellungen gesammelt und zur Verteilung an die jeweilige Landesgesellschaft geschickt. Die Rechnung geht aber in jedem Fall an die Landesgesellschaft. Diese wiederum stellt dem Abnehmer eine Rechnung.
Konfektionierte Ware
Neben Verkauf von Meterware beliefert Zimmer + Rohde seine Kunden vermehrt auch mit konfektionierter Ware. Der Raumausstatter bestellt in diesem Fall beispielsweise Vorhänge mit individuellen Maßen und Extras wie Bordüren. Die Spezial-Software Ambiente generiert aus dieser Bestellung eine Stückliste, die in die ERP-Software übertragen wird, die auf dieser Basis eine Einkaufsbestellung für die externe Näherei aufgibt. Bei Zimmer + Rohde schneiden Mitarbeiter die Meterware für diesen Auftrag zurecht. Abgebildet ist dieser Prozess als Fremdfertigung mit Beistellung. „Das ist der komplexeste Ablauf, den wir umgesetzt haben“, berichtet Renkewitz. „Hier darf nichts schief gehen, sonst kann die Näherei den Auftrag nicht abwickeln.“
Echtstart aus dem Homeoffice
Wie komplex das Projekt bei Zimmer + Rohde war, zeigt ein Blick ins Pflichtenheft: 123 Prozesse haben Roland Renkewitz und seine Mitarbeiter darin beschrieben. Nachdem das Einführungsprojekt bei Ado Goldkante anfangs noch etwas gerumpelt hat, haben die Beteiligten von Zimmer + Rohde sowie
KUMAVISION die Erfahrungen aus dem Projekt bei Ado Goldkante für die zweite Phase genutzt. „Wir haben jeder Fachabteilung einen IT-Paten zugeteilt, der sich intensiv mit deren Prozessen auseinandergesetzt und sie auch komplett verstanden hat“, berichtet Renkewitz. „Das hat die Abstimmung mit KUMAVISION sehr effizient gemacht.“ Zudem haben sich die Projektleiter beider Seiten mehrmals wöchentlich abgestimmt. So blieb Projektphase zwei im Zeit- und Budgetplan. Der Live-start erfolgte aufgrund der Corona-Pandemie und den damaligen Lockdown-Bestimmungen ausschließlich Remote. „Unter diesen Voraussetzungen weltweit einen Echtstart zu realisieren war eine echte Herausforderung und ist mehr als gut gelaufen“, resümiert Renkewitz.
KUMAVISION AG
Oberfischbach 3
88677 Markdorf
www.kumavision.com