8. Oktober 2022

Jobportrait: Business Analystin

Martha Stritzel arbeitet seit 2016 bei der GEMA und ist seit vier Jahren als Business Analystin tätig. Die GEMA ist eine Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte und sichert, dass Urheberinnen und Urheber fair für ihre Arbeit entlohnt werden.

Redaktion: Frau Stritzel, Sie sind als Business Analystin tätig. Können Sie erklären, was sich hinter dieser Jobbezeichnung verbirgt?

Ich würde eine Business Analystin als das beschreiben, was die englischen Begriffe aussagen: Ich beschäftige mich mit dem Kerngeschäft des Unternehmens (also des Business) und schaue mir Probleme oder Prozesse unter einem bestimmten Gesichtspunkt an (Analyse).

Bei der GEMA wird die Jobbezeichnung glücklicherweise vielfältig ausgelebt. Sodass ich in den letzten Jahren mehrere Rollen innerhalb von IT-Projekten ausfüllen konnte. Aktuell arbeite ich als Product Owner für die Einführung eines Kollaborationstools. Davor habe ich ein Projekt geleitet, das eine Datenmigration durchgeführt und ein Recherchesystem aufgebaut hat. Aber auch im Testmanagement habe ich bereits Erfahrung gesammelt.

Redaktion: Welche Eigenschaften sind aus Ihrer Sicht für eine Business Analystin  förderlich? 

Da sind für mich zwei Punkte wesentlich: Zum einen braucht es ein grundsätzliches Interesse, neue und komplexe Sachverhalte durchdringen zu wollen. Wenn es mir dann auch noch gelingt, sie verständlich wiederzugeben, kann ich für meine Kolleginnen und Kollegen den nächsten Schritt gehen. Für mich ist das Lösungsideen zu entwickeln, um zum Beispiel Optimierungen oder Digitalisierungen vorzuschlagen.

Zum anderen ist es hilfreich, keine Scheu vorm Fragen stellen zu haben. Ich glaube, dass sich Business Analysten oft in neue Themen einarbeiten müssen. So gut wie nie überblicke ich sofort alles und verstehe die Zusammenhänge auf Anhieb. Da bleibt es nicht aus, Themen zwei- oder dreimal durchzugehen.

Redaktion: Wie sieht ihr Arbeitsalltag aus, welche Aufgaben bewältigen Sie, mit welchen Softwarelösungen arbeiten Sie und was schätzen Sie besonders an Ihrem Job?

Da ich die letzten Jahre hauptsächlich in Projekten gearbeitet habe, findet man mich nach dem ersten Bearbeiten von E-Mails in einem Daily, in dem das Team den vergangen und anstehenden Tag bespricht. Danach arbeite ich zusammen mit meinen Teammitgliedern an Aufgaben, bespreche Probleme oder Vorgehensweisen mit Kolleginnen oder Kollegen aus anderen Teams oder arbeite allein Themen aus.

Seit der Pandemie hat sich die Nutzung der bereits eingesetzten Tools verstärkt. JIRA nutzen wir, um Aufgaben der Softwareentwicklung zu tracken. Verschiedene Kollaborationstools setzen wir ein, um Meetings durchzuführen, zu protokollieren und generell um, besonders bei hybrider oder standortübergreifender Zusammenarbeit, in Kontakt zu bleiben. Durch die viele Videotelefonie sehe ich manche Kolleginnen und Kollegen sogar öfter als vorher. Was ich gut finde.

Nach über sechs Jahren bei der GEMA schätze ich vor allem meine Mitstreiterinnen und Mitstreiter aus den Fachbereichen, der IT und solche, die sich ähnlichen Aufgaben wie meinen stellen. Wir wollen zusammen Ziele erreichen und dabei so effizient wie möglich vorgehen. Die Wirtschaftlichkeit einer Entscheidung steht oft im Vordergrund sowie der Fokus auf das Wesentliche – bei der GEMA sind das natürlich die Mitgliederinnen und Mitglieder.

Redaktion: Das klingt nach einer sehr guten Teamarbeit! Was genau haben Sie denn eigentlich studiert und welche Kenntnisse und Fertigkeiten, die Sie im Studium erlernt haben, waren beim Start in den Job besonders nützlich?

Ich habe nach meiner Ausbildung als Kauffrau für Bürokommunikation Betriebswirtschaftslehre an der Universität Potsdam studiert. Mit dem anschließenden Master habe ich mich in der Wirtschaftsinformatik vertieft. Interessanterweise war und ist Prozessmodellierung eine Methode, die ich immer wieder einsetze, um Abläufe der Fachabteilung abzubilden und die hilft diese zu optimieren. Darüber hinaus haben Studienprojekte geholfen zu verstehen, wie IT-Projekte ablaufen. Was ich als Berufsanfängerin unterschätzt habe, ist, dass solche Gruppenarbeiten mit zusammengewürfelten Studierenden auch aufs Berufsleben vorbereiten. Beim Studium ist das Drumherum durchaus auch lehrreich.

Redaktion: Wenn man sich für diesen Job interessiert; haben Sie Tipps für die Schwerpunktwahl im Studium? Oder: was erwarten Unternehmen, wenn sie Business Analysten einstellen wollen? 

Mein Eindruck ist, dass es für diesen Beruf eher auf ein Spektrum an Methoden ankommt und nicht so sehr, welche Themen fokussiert wurden. Ich habe meinen Schwerpunkt im Studium auf Organisation, Projekt- und Personalmanagement gelegt. Planen und organisieren liegen mir einfach und sich in Themen einzuarbeiten, üben Studierende praktisch jeden Tag. Mittlerweile vermute ich, dass Unternehmen in einem Business Analysten einen Allrounder sehen und Bewerbende sogar für verschiedene Positionen oder Aufgaben in Betracht ziehen.

Redaktion: Wie war ihr Berufseinstieg nach dem Studium? Haben Sie direkt als Business Analystin gestartet oder gab es noch andere Stationen auf dem Weg dahin?

Fast. Nach dem Studium habe ich bei der GEMA als Trainee angefangen. Ich habe bereits Aufgaben übernommen, die sich in meinem jetzigen Aufgabenfeld bewegten, hatte aber auch die Chance in mehrere Fachbereiche hineinzuschnuppern. Ich habe so viele Kolleginnen und Kollegen kennengelernt, dass ich inzwischen zu den Netzwerkern zähle und meistens Fragende mit Auskennenden zusammenbringen kann. Und obwohl ich jetzt schon so lange bei demselben Arbeitgeber bin, fühlt es sich durch die Projektarbeit und meinen verschiedenen Rollen überhaupt nicht so an.

Redaktion: Könnten Sie unseren Leserinnen und Lesern abschließend noch aufzeigen, was oft große Herausforderungen darstellen und was Ihnen im Berufsalltag am meisten Freude bereitet?

Darf ich beides gleich beantworten? Mit Menschen zusammenarbeiten ist für mich Herausforderung und Freude zugleich. Es kommt vor, dass ich mich in hitzigen Meetings oder Diskussionen wiederfinde und dafür sorgen möchte, dass beide Ansichten gehört und verstanden werden und überlege, wie beides erreicht werden kann, ohne faule Kompromisse einzugehen. Das kostet Kraft und danach muss ich auch mal durchatmen. An solchen Tagen bin ich dankbar für meine Kolleginnen und Kollegen, die wortwörtlich mit Rat und Tat zur Seite stehen. Mit unterschiedlichen Menschen zusammenzuarbeiten bereichert mich und wenn ich zurückblicke, bin ich daran in den letzten Jahren ungemein gewachsen.

Herzlichen Dank, Frau Stritzel!