Jobporträt:
Frontend-Entwickler/in
Dennis Sadiki ist seit knapp fünf Jahren als Frontend-Webentwickler tätig. Bei der KPMG ITS GmbH arbeitete er an modernen Webanwendungen, unter anderem an einem KI-Chatbot für den internen Einsatz. Aktuell ist er bei der Advoservice GmbH im Legal-Tech-Bereich tätig.
Herr Sadiki, was wird unter der Berufsbezeichnung „Frontend-Entwickler/in“ verstanden?
Ein/e Frontend-Entwickler/in beschäftigt sich mit der technischen Umsetzung der Benutzeroberfläche von Websites und Webanwendungen. Ziel ist es, Design und Funktion so miteinander zu verbinden, dass Nutzerinnen und Nutzer eine möglichst intuitive und ansprechende digitale Erfahrung erleben. Frontend-Entwickler/innen arbeiten mit gängigen Webtechnologien wie HTML, CSS und JavaScript und stimmen sich häufig mit Design- und Backend-Teams ab, um visuelle Konzepte technisch umzusetzen und nutzbar zu machen.
Auf welche Frontend-Technologien oder Frameworks sind Sie spezialisiert?
Ich habe über mehrere Jahre hinweg mit dem Framework Angular gearbeitet und später meinen Fokus auf React verlagert. Beide Technologien – entwickelt von Google (Angular) und Meta (React) – haben die moderne Webentwicklung maßgeblich geprägt. Sie ermöglichen es, komplexe Benutzeroberflächen effizient, modular und skalierbar umzusetzen und haben die Art und Weise, wie Webanwendungen entwickelt werden, nachhaltig verändert und beschleunigt.
Welche Qualifikationen und Fähigkeiten sind für die erfolgreiche Ausübung dieser Tätigkeit erforderlich?
Aus meiner Sicht braucht es vor allem ein gutes analytisches Denkvermögen und ein solides Verständnis für logische Zusammenhänge – also klassisches algorithmisches Denken. Diese Fähigkeiten lassen sich sehr gut durch praktische Erfahrung und kontinulierliche Übung entwickeln.
Was meiner Meinung nach oft unterschätzt wird, ist die Bedeutung von Kommunikation. Das stereotype Bild des introvertierten Entwicklers mit Kapuze, der allein im dunklen Zimmer Code schreibt, entspricht nicht meiner Realität – insbesondere dann nicht, wenn gemeinsam im Team gearbeitet wird. Aufgabenstellungen sind oft ungenau oder sehr technisch formuliert. In beiden Fällen ist es wichtig, Rückfragen zu stellen, die Perspektive des Kunden oder Stakeholders zu verstehen und gegebenenfalls verschiedene Umsetzungsmöglichkeiten vorzuschlagen.
Ich sehe darin sogar einen spannenden Aspekt meines Berufs: Man kann aktiv mitgestalten, beraten und auf Dinge hinweisen, die im Vorfeld nicht bedacht wurden. Für mich ist Kommunikation daher – neben dem technischen Know-how – eine der wichtigsten Fähigkeiten in der Frontend-Entwicklung.
Wie gestaltet sich ein typischer Arbeitstag und wie viel Zeit verbringen Sie tatsächlich mit dem Programmieren?
Ein Großteil meines Arbeitstages entfällt tatsächlich auf das Programmieren – im Schnitt etwa vier bis sechs Stunden täglich. Der Rest der Zeit verteilt sich auf Abstimmungen, Meetings und Eigenorganisation, die ebenso wichtig für den Projekterfolg sind.
Ein nicht unerheblicher Anteil geht dabei in die Kommunikation mit Stakeholdern oder Kolleginnen und Kollegen aus dem Backend. Oft läuft es so ab, dass ich als Frontend-Entwickler mitteile, welche Schnittstellen oder Anpassungen ich für eine bestimmte Funktion benötige. Das Backend-Team setzt diese Anforderungen parallel um, und wir stimmen uns immer wieder ab. In der Regel folgt darauf eine kleine Serie von Iterationen – etwa, um kleinere Fehler zu beheben oder Optimierungen vorzunehmen – bis alles rund läuft.
Zusätzlich gibt es regelmäßige organisatorische Meetings. In meinen bisherigen Teams wurde sowohl nach dem Wasserfallmodell als auch nach Scrum gearbeitet. Unabhängig vom gewählten Vorgehensmodell gehören tägliche oder regelmäßige Abstimmungen zur Tagesordnung. Diese reichen von kurzen Stand-ups bis hin zu längeren Sprint Reviews oder Retrospektiven, die sich über ein bis zwei Stunden erstrecken können.
Ein weiterer Aspekt, der mit wachsender Berufserfahrung stärker ins Gewicht fällt, ist das Thema Qualitätssicherung und Wissensweitergabe. Ich beteilige mich regelmäßig an Code Reviews im Rahmen von Pull Requests. Dabei geht es nicht nur darum, Fehler zu erkennen, sondern auch darum, Hinweise zur besseren Lösungsfindung zu geben – egal ob an Einsteiger oder erfahrene Mitarbeitende. Denn kleine Flüchtigkeitsfehler passieren selbst den routiniertesten Entwicklern.
Zudem stehe ich neuen Kolleginnen und Kollegen oft als Ansprechperson zur Verfügung – insbesondere beim Onboarding oder bei fachlichen Fragen rund um das Frontend.
Gab es berufliche Herausforderungen, durch die Sie persönlich oder fachlich wachsen konnten?
Ja, definitiv. Ich bin im Laufe meiner bisherigen Tätigkeit immer wieder mit Aufgabenfeldern oder Technologien konfrontiert worden, die für mich völlig neu waren. Anfangs war das oft mit Unsicherheit verbunden – ich dachte dann schnell: Das schaffe ich nicht, da halte ich mich lieber zurück.
Allerdings hatte ich das große Glück, durch Zuspruch von Kolleginnen, Kollegen und Freunden ermutigt zu werden, mich genau diesen Herausforderungen zu stellen. Im Nachhinein kann ich sagen: Gerade diese Situationen waren es, die mich am meisten weitergebracht haben – sowohl in fachlicher Hinsicht als auch im Hinblick auf mein Selbstvertrauen. Ich habe gelernt, dass man vor allem durch neue, ungewohnte Aufgaben wächst und mit jeder gelösten Herausforderung ein Stück sicherer und kompetenter wird.
Was schätzen Sie besonders an Ihrer Tätigkeit?
Für mich liegt der besondere Reiz in der Kombination aus technischer Herausforderung und kreativer Gestaltung. Einerseits gibt es komplexe Programmierprobleme, die analytisches Denken und sauberes technisches Arbeiten erfordern. Andererseits habe ich die Möglichkeit, ansprechende Benutzeroberflächen zu gestalten und durchdachte UX-Flows zu entwickeln.
Diese Mischung aus Technik und Kreativität empfinde ich als das Beste aus beiden Welten – es ist eine Art Schnittstelle zwischen Logik und Ästhetik, die mir persönlich sehr viel Freude macht.
Welchen Rat würden Sie jemandem geben, der eine Karriere als Frontend-Entwickler/in anstrebt?
Mein wichtigster Rat: Einfach machen und sich nicht einschüchtern lassen. Gerade heute ist es dank generativer KI und zahlreicher moderner Lernressourcen einfacher denn je, sich neue Technologien anzueignen und Dinge auszuprobieren.
Stellenanzeigen wirken oft abschreckend, weil dort viele Tools und Frameworks verlangt werden – davon sollte sich jedoch niemand entmutigen lassen. Vieles lernt man erst im Job, und das ist auch völlig normal. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass eine offene Haltung, Neugier und Lernbereitschaft einen großen Beitrag dazu leisten, weit voranzukommen. Wer sich traut, den ersten Schritt zu machen, wächst mit jeder neuen Aufgabe.